DMA EU Apple

Apple gegen die EU: iOS muss offener werden

Die Europäische Union hat Apple dazu verpflichtet, iOS für Drittanbieter zu öffnen. Hintergrund ist der Digital Markets Act (DMA), der 2022 verabschiedet wurde. Dieser soll sicherstellen, dass sogenannte „Gatekeeper“ – Unternehmen mit einer marktbeherrschenden Stellung – sich an klare Regeln zur Interoperabilität und Offenheit halten.

Für iPhone-Nutzer in Europa bedeutet das bereits einige signifikante Änderungen: Sie können alternative App Stores nutzen, Apps von Drittanbietern laden und verschiedene Zahlungsanbieter mit Apple Pay verknüpfen. Jetzt geht die EU noch einen Schritt weiter und verlangt von Apple, weitere Restriktionen aufzuheben.

Neue EU-Vorgaben: Welche Funktionen Apple freigeben muss

Die Europäische Kommission hat Apple dazu verpflichtet, verschiedene Schnittstellen und Funktionen von iOS für Drittanbieter bereitzustellen. Konkret geht es um zwei neue Direktiven (DMA.100203 und DMA.100204), die eine verbesserte Interoperabilität zwischen iPhones und Drittanbieter-Software sowie Hardware ermöglichen sollen.

Die wichtigsten Neuerungen:

1. Bessere Vernetzung von Geräten

  • iOS-Benachrichtigungen: Smartwatches und andere Geräte dürfen iOS-Benachrichtigungen empfangen und darauf reagieren.
  • Hintergrundaktualisierungen: Externe Geräte dürfen Daten abrufen, ohne dass die App aktiv genutzt wird – etwa Wetterinformationen für eine Smartwatch.
  • Automatischer Audio-Wechsel: Nahtloses Wechseln zwischen Geräten, z. B. von iPhone zu Laptop, bei der Audiowiedergabe.
  • Automatische WLAN-Verbindung: Externe Geräte können auf gespeicherte WLAN-Netzwerke des iPhones zugreifen.

2. Offenere Datenübertragung

  • Hochgeschwindigkeits WiFi Verbindungen: Drittanbieter dürfen direkt per WLAN große Dateien zwischen iOS-Geräten und anderen Hardware-Komponenten übertragen.
  • Alternative AirDrop-Alternativen: Apps von Drittanbietern erhalten Zugriff auf dieselben Funktionen wie AirDrop.
  • Medien-Streaming ohne AirPlay: Entwickler dürfen eigene Media Casting-Lösungen anbieten, ohne dass Apple Technologien bevorzugt werden.

3. NFC und kontaktlose Bezahlmöglichkeiten

  • Drittanbieter-Zugriff auf NFC: Apps können direkt mit NFC-fähigen Geräten kommunizieren, etwa für mobiles Bezahlen mit Smart-Ringen oder -Armbändern.
  • Einfache Geräte-Kopplung: Bluetooth- oder NFC-fähige Geräte sollen sich einfacher mit iPhones verbinden lassen, unabhängig vom Hersteller.

Die EU stellt zudem klar, dass Apple diese Funktionen über offene, vollständige und kostenlos zugängliche Schnittstellen (APIs) bereitstellen muss. Diese dürfen nicht in ihrer Funktionalität eingeschränkt sein und müssen Apple- und Drittanbieter-Apps gleichermaßen zur Verfügung stehen.

DMA EU Apple als gatekeeper

Apple wehrt sich – aber die Richtung ist klar

Wie zu erwarten war, ist Apple mit den Vorgaben der EU nicht einverstanden. In einer offiziellen Stellungnahme erklärte das Unternehmen:

„Die heutigen Entscheidungen fesseln uns in Bürokratie, verlangsamen unsere Innovationskraft und zwingen uns, unsere neuen Funktionen kostenlos an Unternehmen weiterzugeben, die nicht denselben Regeln unterliegen. Das ist schlecht für unsere Produkte und unsere europäischen Nutzer.“

Apple argumentiert, dass die neuen Regeln die Sicherheit und Privatsphäre der Nutzer gefährden und das iPhone-Erlebnis verschlechtern.

Allerdings zeigen bisherige Lockerungen, dass dies nicht unbedingt der Fall sein muss. Sideloading und alternative App-Stores sind bereits verfügbar, ohne dass iPhones in Europa unsicherer geworden sind. Es bleibt abzuwarten, ob Apple die neuen Regelungen global umsetzt oder sie auf die EU beschränkt.

Was bedeutet das für iPhone-Nutzer?

Für Verbraucher in der EU bedeuten die neuen Vorschriften mehr Freiheit und Flexibilität im Umgang mit ihrem iPhone. Besonders spannend dürften die NFC Integration, die verbesserte Kompatibilität mit Smartwatches und die Alternativen zu AirDrop und AirPlay sein.

Obwohl Apple die Änderungen nicht freiwillig vornimmt, profitieren am Ende die Nutzer. Sie können sich auf ein offeneres iOS Ökosystem freuen – mit besseren Verbindungen zu Hardware von Drittanbietern und Software, ohne auf das Apple typische Nutzererlebnis verzichten zu müssen.

Fazit: Apple bleibt unter Druck

Die EU zeigt mit der Durchsetzung des Digital Markets Act, dass sie es ernst meint. Apple wird sich dem Druck kaum entziehen können. Die Öffnung von iOS könnte langfristig sogar dazu führen, dass Apple seine restriktive Politik überdenkt und weltweit lockert.

Für Nutzer bedeutet das: Mehr Kontrolle über ihr iPhone und eine bessere Integration mit anderen Geräten – und das dürfte in der Praxis vor allem Vorteile bringen.

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